Waldbewohner: Der Feldhase

Auch wenn es verwirrend klingt, den Feldhasen findet man auch im Wald!

Einleitung

Der Feldhase – umgangssprachlich schlicht Hase genannt – besiedelt offene und halboffene Landschaften. Aufgrund der starken Nutzung der Kulturlandschaften ist der Bestand in vielen Regionen Europas rückläufig.

Steckbrief

EinordnungHasen > Echtehasen >Feldhase
Gewicht3 – 6 kg
Paarungszeit (Rammelzeit)Januar – August
Tragzeit42 Tage
SetzzeitFebruar – September
Anzahl Junge2 – 3
NahrungKräuter, Gräser, Kulturpflanzen
Natürliche BeutegreiferFuchs, Rabenvögel, verwilderte Hauskatzen, Greifvögel und Eulen
Verbreitungsgebiet (CH)
Ganze Schweiz bis auf 2000 m ü.M
Besonders Ackergebiete im Mittelland.

Jagdsprachliche Bezeichnungen

Erwachsene TiereRammler ♂ Häsin ♀
JungtiereJunghase ♂♀
Tiergruppe
FellBalg
AugenSeher
OhrenLöffel
Beine / FüsseLäufe / Pfoten
Schwanz Blume
PaarungszeitRammelzeit
GeburtSetzen

Sinne

Die seitlich am Kopf liegenden Augen sorgen für eine Rundumsicht. Die grossen Pupillen ermöglichen ein gutes Dämmerungssehen. Die langen Ohren (Löffel) ermöglichen ein gezieltes Hören auf Distanz.

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Alle im Blick

Der Lebensraum

Der Feldhase stammt ursprünglich aus Steppe. Bei uns fand er aufgrund der weitreichenden Waldrodungen und dem Ausbau des Ackerbaues im 19. Jahrhundert auf gute Bedingungen.

Seinen bevorzugten Lebensraum findet er in landwirtschaftlichem Kulturland das wenig Niederschlag und relativ hohe Durchschnittstemperaturen aufweist, kleinräumiges Gelände mit vielfältigem Angebot an Strukturen und Deckung. Ein niedriger Bestand an Beutegreifern ist von Vorteil.

Verhalten

Feldhasen leben als Einzelgänger. Sie sind in der Dämmerung und in der Nacht aktiv, tagsüber ruhen sie. In der Rammelzeit sind sie auf den Läufen und in Gruppen auf den Feldern zu sehen. Um zu ruhen scharren sie eine flache Grube, die so genannte Sasse.

Bei Gefahr „drücken“ sich Hasen, das heisst sie bleiben möglichst lange unbeweglich liegen und vertrauen auf ihre Tarnung.

Der Felshase ist ein Fluchttier. Damit verbunden ist seine Überlebensstrategie die auf frühzeitiges Entdecken des Feindes und auf bewegungsloses Verharren in der Sasse oder schnellstmögliches Flüchten mit Hakenschlagen basiert.

Feldhase
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Hase in der Sasse

Laute

Viele Menschen gehen davon aus, dass der Feldhase keine Laute von sich gibt. Doch stumm ist er nicht! Im Gegenteil: Wer richtig hinhört, kann aus nächster Nähe ab und an ein leises „Murren“ wahrnehmen. Junghasen quietschen auch gelegentlich. In Situationen höchster Gefahr hört man von ihm einen durchdringenden, quäkenden Laut. Der Jäger spricht dann vom sogenannten „Klagen“, da sich die Laute wie das Geschrei eines Kindes anhören.

Fortbewegung

Die Hinterläufe des Feldhasen sind extrem lang. Deshalb „hoppelt“ er. Das mag ungelenk aussehen, doch er ist ein Spitzensportler auf dem Acker. Feldhasen können drei Meter weit und zwei Meter hoch springen! Berühmt sind ihre abrupten Richtungswechsel – das Haken schlagen. Auf der Flucht erreichen Feldhasen Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 80 Kilometer pro Stunde!

Fell

Das Feldhasenfell besteht aus einer feinen Unterwolle und einer festeren Grannenbehaarung, die auf der Oberseite braun-gelbe und an den Körperseiten rostrote Farbtöne mit schwarzen Spitzen aufweist. Diese Grannenhaare sind besonders feuchtigkeitsabweisend und wärmend. Bauch und Schwanzunterseite sind weiss. Im Winter ist die Fellfärbung häufig heller und eher gräulich-braun. Damit ist der Feldhase auch optisch perfekt an seine Umgebung angepasst. Der Hasenbart ist weiss – seine dicken und festen Haare dienen dem Feldhasen als Tasthaare.

Seinen Balg pflegt er, indem er mit den Vorderläufen Duftstoffe aus dem Backenorgan (Wangenorgan)
streift und seinen gesamten Balg, die Löffel und den Bart bürstet. Häufig trommelt er dabei mit den
Vorderläufen. Wälzen im Staub oder Sand dient ebenfalls der Körperpflege und ist dem Hudern bzw.
Sandbaden von Vögeln gleichzusetzen. Danach und beim Verlassen nasser Deckung schütteln sich
Hasen ausgiebig.

Trittsiegel

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Trittsiegel Feldhase

Ernährung

Feldhasen sind reine Pflanzenfresser. In Waldgebieten zählen neben Kräutern, Gräsern, Früchten auch Knospen, junge Triebe und Baumrinden zu seiner Nahrung. Auf dem Feld kommen auch landwirtschaftliche Nutzpflanzen dazu.

Eine vielfältige Nahrung ist für sie wichtig. Monokulturen bieten keine ausreichende Nahrungsgrundlage.

Feldhasen gelten als Kulturflüchter. Gemeint ist damit, dass sie in einer stark kultivierten Landschaft ohne Blühstreifen, Hecken und kleinen Feldgehölzen nur schwer zu recht kommen. Das ist anders als bei Kulturfolgern wie Wildschweine, Rehwild und Rotfuchs.

Einmal im Jahr leiden Hasen unter dem sogenannten „Ernteschock“. Dieser Zustand tritt ein, wenn die Felder abgeerntet werden und dadurch Futterquelle und Deckung zeitgleich verschwinden. In dieser Zeit des Jahres sind Hasen besonders gefährdet, da sie für ihre Fressfeinde besonders gut zu sehen sind.

Um dem Ernteschock entgegen zu wirken und den Lebensraum des Feldhasen zu erhalten, setzt die Jägerschaft zusammen mit Grundbesitzern lebensraumverbessernde Massnahmen, wie zum Beispiel die Anlage von Blühstreifen und dem Anpflanzen von Hecken.

Losung

Hasen haben – wie das Wildkaninchen – zwei Arten von Kot: auch Hasenlosung genannt. Der Erste, der sogenannte Bilddarmkot (Blinddarmlosung), wird wieder aufgenommen und ein zweites Mal verdaut.

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Frische Losung © Mag. Angelika Ficenc

Fortpflanzung

Ein bis drei Mal bringt eine Häsin Junghasen zur Welt, selten auch vier Mal. Möglich ist das, da die Häsin noch während sie ihre Jungen austrägt, bereits neu befruchtet werden kann. Dieses Phänomen nennt man in der Fachsprache Superfötation oder doppelte Befruchtung.

Vor der Paarung zeigt sich die Häsin zunächst spröde und zurückhaltend, verliert im Laufe des Werbens des Rammlers aber ihre Scheue. Nach einigen Tagen kommt es dann zum Paarungslauf und zur Paarung. Zwischen den werbenden Rammlern kann es zu heftigen, meist aber harmlosen Auseinandersetzungen kommen.

Feldhasen werden behaart und sehend geboren. Daher sind sie – im Gegensatz zum Wildkaninchen – sogenannte Nestflüchter. Die Junghasen werden etwa vier Wochen lang gesäugt, wobei ab der dritten Woche zusätzlich bereits feste Nahrung aufgenommen wird. Mit rund sieben Monaten ist der Feldhase erwachsen.

Für das Aufkommen der Junghasen spielt die Witterung eine wesentliche Rolle. Nasse und kalte Witterung ist ungünstig. Auch können Krankheiten wie Virusinfektionen, bzw. bakterielle-, parasitäre- und Pilzerkrankungen zu starken Bestandseinbrüchen führen.

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Junger Feldhase

Unter den natürlichen Feinden ist vor allem der Rotfuchs zu nennen. Junghasen können aber auch von kleineren Raubtieren, wie Rabenvögeln oder auch Hauskatzen erbeutet werden.

In erster Linie spielt jedoch die Lebensraumqualität die entscheidende Rolle für den Feldhasenbestand. Auf Grund der hohen Jungensterblichkeit beträgt der Zuwachs pro Häsin im Durchschnitt nur zwei bis drei Junge, was etwa einem „Satz“ entspricht.

Um in guten Hasengebieten eine Überpopulation und somit Krankheiten, wie der Hasenpest vor zu beugen, wird maximal die Hälfte des Feldhasenbesatzes durch die Jagd entnommen. Wobei rund 20 Prozent der hasengerechten Revierflächen in der Regel nicht bejagt werden.

Population

Die Feldhasenbestände in der Schweiz befinden sich auf einem sehr tiefen Niveau. Die Bestandsentwicklung hängt von der Hauptnutzung ab. In Grünlandgebieten sind die Feldhasenbestände seit Zählbeginn noch tiefer als in Ackerbaugebieten.

In Ackerbaugebieten können Feldhasen gefördert werden, wenn ein ausreichend hoher Anteil an hochwertigen ökologischen Ausgleichsflächen angelegt wird. Leider sind solche strukturreichen, offenen Feldfluren aber immer seltener. Intensive Landwirtschaft, Überbauung, Zersiedelung sowie auch zunehmender Druck durch den Freizeitbetrieb schränken die offene, artenreiche Kulturlandschaft immer mehr ein. Besorgniserregend ist vor allem die Situation im Grünland. Die intensive Nutzung der Wiesen und Weiden verunmöglicht eine erfolgreiche Fortpflanzung der Feldhasen. Die heutigen Auflagen des ökologischen Leistungsnachweises (7 % Biodiversitätsförderflächen) reichen nicht aus, um die Bestände des Feldhasen zu fördern. Dass man aber dem Feldhasen durchaus auf die Sprünge helfen kann, zeigen exemplarische Aufwertungsprojekte (z.B. im Schaffhauser Klettgau, St.Galler Rheintal). In diesen Regionen wurden grössere Gebiete mustergültig aufgewertet. Allerdings wirkten sich die Aufwertungsmassnahmen erst nach einigen Jahren positiv auf die Dichte des Feldhasen aus und zeigen nur dort Wirkung, wo der Anteil an hochwertigen Ökoflächen bei ca. 10 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche liegt.

Hier der Bericht des Feldhasenmonitorings 2018

Feinde

Viele Junghasen sterben im ersten Jahr durch ihre Fressfeinde. Junge Hasen stehen bei vielen Greifvögeln, Rabenvögeln und Eulen auf dem Speiseplan. Auch der Fuchs, der Luchs, der Marder und der Wolf laufen nicht vorbei. Das ist auch der Grund warum Hasen mehrere Würfe im Jahr haben, denn sie stehen sehr weit unten in der Nahrungskette.

Bejagung

Der Feldhase wird in der ganzen Schweiz zurückhaltend bejagd. In einzelnen Kantonen ist er gesetzlich geschützt in anderen (zB. BL) wird er freiwillig geschont.

Die Hasenjagd kann auf unterschiedliche Arten ausgeübt werden. mit brackierendem Laufhund, mit buschierendem Vorsteh– oder Stöberhund oder auf Bewegungsjagden.

Feldhase oder Wildkaninchen?

Wildkaninchen sind kleiner und gedrungener als Hasen. Sie sind nicht so sehr auf den schnellen, langen Lauf, sondern auf den kurzen Sprint in den nächsten Unterschlupf hin entwickelt. Daher sind ihre Hinterläufe, auch „Springer“ genannt, kürzer und nicht so kräftig ausgeprägt wie jene des Feldhasen. Die Löffel (Ohren) der Kaninchen sind deutlich kürzer und abgerundet.

Hasen sind grösser und leben am freien Feld bzw. benötigen Deckung wie Hecken und Feldgehölzen. Wildkaninchen hingegen graben unterirdische Bausysteme. Zudem leben Kaninchen in Gruppen von bis zu zwölf Tieren, Hasen sind eher einzelgängerisch bzw. leben in kleineren Gruppen.

Übrigens: Eine erfolgreiche Paarung (Kreuzung) zwischen Wildkaninchen und Feldhasen gibt es aufgrund ihrer unterschiedlichen Chromosomenzahl nicht.

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