Kombinierte Waffen – etwas neues?

Aus jagdlicher Sicht bezeichnet man alle Waffen die über mehr wie einen Lauf mit unterschiedlichen Kaliber besitzen als kombinierte Waffe – aus historischer Sicht gibt es da noch ganz andere…

Die alten Eidgenossen waren schon dabei

Wenig verwunderlich ist die Tatsache, dass schon die alten Eidgenossen eine kombinierte Waffe führten, die Hellebarde !

Diese Waffe der Fusstruppen war in ihrer ursprünglicher Form eine reine Hiebwaffe. Mit Ihr konnte manch ein Schädel aus ‘sicherer’ Distanz gespalten werden. Mit dem Aufkommen der schweren Reiterei entstand das Bedürfnis eine Stichwaffe zu besitzen mit der der Infanterist eine Möglichkeit bekam den Reiter vom Boden aus zu bekämpfen – die Hellebarde war geboren…

Waffen
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Die klassische Hellebarde

Eine Schlag-Stichwaffe die den Eidgenossen in der Vergangenheit so manchen Erfolgt über Fussvolk und Berittene einbrachte.

Mit dem Schiesspulver kam eine Wende

Die Einführung des Schiesspulvers brachte nach und nach eine Wende in der Waffenentwicklung. Die Stichwaffe – Dolch, Schwert oder Lanze – verloren an Kraft und Bedeutung auf dem Schlachtfeld. Eine Pulver getriebene Kugel konnte den selben Schaden auf noch grössere Distanz anrichten.

Im 15. und 16. Jahrhundert wurden die ersten Streitäxte mit einen ‘Schiessrohr’ versehen.

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Eine deutsche Schiessstreitaxt Ende 16. Jahrhundert

Eine in der Schweiz bekannte Version dieser Art ist das Streitaxtfeuerrohr von Zwingli.

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Werden Zwingli zugeschrieben: Helm, Schwert und Schiessstreitaxt

Wer sich nun denkt ‘was soll so etwas auf dem Schlachtfeld’, ist doch viel zu kompliziert, liegt nicht ganz falsch. Viele dieser Waffen waren nur Prunkwaffen und nicht für das Schlachtgetümmel bestimmte Kampfwaffen. Der Grund dafür ist einerseits im komplizierten und fehleranfälligen Zündmechanismus zu suchen auf der anderen Seite war das nachladen einer solchen Waffe nicht unbedingt etwas was in grosser Eile im allgemeinen Schlachtgeschehen stattfinden konnte.

Auch bei den am Ende des 16. Jahrhunderts aufgetauchten Schiessschwerter kann man den effektiven Nutzen hinterfragen. Die Läufe solcher Waffen waren aufgrund des Fehlens von Zug und Drall schon wenig treffsicher und die Schläge die auf solch eine Lauf beim Fechten einwirkten waren dem Ganzen sicherlich auch nicht hilfreich.

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Schiessschwerter aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhundert

Pistolenmesser waren in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine weitere Art der kombinierten Waffen. Während man bei einigen der Exemplare durchaus einen gewissen Sinn erkennen mag…

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Durchaus nachvollziehbare Richtung in die das Feuerrohr zeigt…

Gab es einige sonder Exemplare bei denen man sich durchaus fragen muss ‘wie sollten diese Waffen eingesetzt werden?’

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Das Feuerrohr zeigt in die entgegengesetzte Richtung wie die Klinge!?

Auch die Jäger standen auf Prunkwaffen

Zum einen waren da die Schiessspiesse. Dieses Exemplar das nebst einer geätzten Spitze auch noch andeutungsweise mit kleinen Hellebardschlagflügeln ausgestattet ist, besitzt links und rechts der Lanze noch jeweils ein Feuerrohr mit Radschlössern.

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Schiessspiess Ende 16. Jahrhundert

Über den Nutzen eines solchen Spiesses kann man durchaus geteilter Meinung sein….

Die modernen Kombinierten Waffen

Sprechen wir im jagdlichen Umfeld heute von dieser Art Waffe, denken wir an

  • Drillinge
  • Bockbüchsflinten
  • Bockdrilling
  • Vierling
  • etc.

Diese Waffen haben sich im Bereich der Bewegungsjagden etabliert – besonders in Revieren in denen Niederwild und Hochwild bejagd werden, also Fuchs und Dachs die mit Schrot erlegt werden oder Reh[1]Das Reh wird in der Schweiz auf der Lautenjagd auch mit Schrot No.1 (4mm) bejagd und Wildschwein die mit der Kugel erlegt werden.

In jüngerer Zeit haben vor allem die renommierten deutschen Waffenhersteller Krieghoff und Blaser der Bockbüchsflinte eine Wiedergeburt verschafft.

Kombinierte Waffen hatten bis vor wenigen Jahren noch ein Problem: verlötete Läufe.
Dies führte zu Treffpunktverlagerungen wenn die Läufe warm wurden. Durch die thermische Ausdehnung eines der beiden Läufe wurde die Treffpunktlage des andern beeinflusst. Die heutigen Waffen werden als ‘thermostabil’ bezeichet. da die Läufe sich unabhängig voneinander ausdehnen können und somit die Treffpunktlage des jeweils anderen Laufes nicht beeinträchtigen können.

Bockbüchsflinten und Drillinge sind von der Handhabung für das Jagen im Wald geeignet. Die Läufe sind meist auf 50m justiert – dies bedeutet, dass die beiden Läufe auf ca. 50m zusammenschiessen sprich, die Laufseelen der beiden Läufe überschneiden sich an diesem Punkt.

Blaser Bockbüchsflinte BBF 95 / BBF 97
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Blaser Bockbüchsflinte BBF 95 / 97
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Krieghoff Bockbüchsflinte Ultra 20
Blaser Drilling D99 Luxus
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Blaser Drilling D99
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Krieghoff Drilling Optima

Das Herz des Jägers wird hier nur durch das Buget gebremst 🙂

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Fussnoten

Fussnoten
1 Das Reh wird in der Schweiz auf der Lautenjagd auch mit Schrot No.1 (4mm) bejagd