Wie tötet Schrot?

Altes Sprichwort:
Frage 10 Jäger und Du bekommst 11 verschiedene Antworten.
Bei diesem Thema ist es nicht anders – lasst uns etwas Licht ins Dunkel bringen…

Drückjagd – die Zeit in der Schrot besonders häufig angewendet wird

Der Herbst ist nun vorbei und somit sind auch die Drückjagden für dieses Jahr vorbei. Ob erfolgreich oder nicht ich stand des öfteren mit geladener Bockbücksflinte im Wald und wartete auf Wild.

Obwohl ich persönlich eher ein Verfechter der Kugel bin habe ich auf diesen Jagden 4mm Schrot des Kalibers 12/70 geladen.

Der Grund wird einem klar, wenn man ein Reh sieht flüchtig an einem vorbei zieht. Die Zeit einen sauberen – tödlichen – Kammerschuss anzutragen ist einfach zu kurz. Mit einer Schrotgarbe ist es wohl möglich das Tier zu erlegen.

Ein paar Voraussetzungen müssen erfüllt sein

Keine Kugel wirkt wenn sie nicht im Ziel ankommt. Dies trifft auch auf die Schrote zu.

Wenn die Abdeckung der Schrotgarbe – die Anzahl der Schrote die den Tierkörper treffen – nicht hoch genug ist, wird das Tier nicht liegen. Wenn die Schrote nicht am richtigen Ort treffen, wird das Tier qualvoll verenden – Weidwund.

Um dies alles zu vermeiden gibt es drei Dinge die man tun kann

  1. Die passende Schrotmunition für seine Waffe finden. Dies in besonders bei kombinierten Waffen immer etwas speziell, soll doch der Kugellauf mit dem Schrotlauf zusammen arbeiten.
  2. Einen schnelle Finger am Abzug ist nie eine gute Voraussetzung um einen sauberen Schuss anzutragen. Nicht jedes Tier das man sieht kann man auch erlegen – das ist Jagd.
  3. Am wichtigsten: üben, üben, üben! Geht auf den Schiessplatz und übt wann immer Ihr könnt, der Sommer ist nicht nur Zeit der Bockjagd…

Schrot, was ist eigentlich Schrot?

Schrot ist Munition die aus einem glatten Lauf, ein Lauf ohne Zug und Felder verschossen wird. Die Schrotpatrone enthält mehrere Projektile die mit einem Schuss auf das Ziel treffen.

Aufbau einer Schrotpatrone

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©deutscher Jagdblog

Für die Jagd auf Reh wird in der Schweiz Schrot der Grösse 4mm eingesetzt. Dies bedeutet das in der Schrotpatrone rund 95 Kugeln Schrot enthalten sind. Die Kugeln werden traditionell aus Hartblei hergestellt, auch Weicheisen (Stahlschrot) selten Zink und Wismut kommen zur Verwendung.

Über die Verwendung von bleihaltiger Munition möchte ich mich in diesem Beitrag nicht auslassen.

Die Schrotladung ist in einer Patrone aus Pappe oder Plastik untergebracht, der Hülsenboden besteht aus Metall. Zwischen dem Treibmittel – im Volksmund Schiesspulver genannt – dichtet das Zwischenmittel aus Filz, Plastik und in modernen Patronen, dem Schrotbecher, die Verbrennungsgase des Treibmittels gegen die Schrotladung ab.

Schrotschuss
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Schrotladung beim Verlassen des Laufes

Die Schrote beginnen nach dem Verlassen des Laufes ihre eigene Flugbahn. Der Physik folgend beginnt eine Streuung der einzelnen Projektile rund um die Seelenachse des Laufes…

Genau dies macht die Stärke einer Schrotladung aus, sie streut!

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©www.jagd.it

Die tödliche Wirkung, der Schock!

Wir betreten das Gebiet der Wundballistik…

Was geschieht wenn die Schote das Ziel treffen?

In der Regel wird der Wildkörper nur oberflächlich perforiert. Wichtig in diesem Zusammenhang ist die Entfernung! Die Schrote dürfen den Körper nicht durchschlagen, sie sollen nur in die Haut und Muskelschichten eindringen und keine Organe verletzen.

Würden die Schrote aus naher Distanz den Körper treffen hätten sie die Wirkung eines einzelnen Projektils – Organ zerstörend…

Die auftretenden Schrote verursachen im ersten Augenblick keine tödlich verletzende Wunde. Die Wirkung wird hier erzielt durch das Auftreffen der Einzelprojektile auf einem möglichst grossen Bereich der Körperoberfläche und hauptsächlich zwei dadurch verursachte Schockzustände (neurogener und hypovolämischer Schock).

Es tritt ein distibutiver Schock – in diesem Fall ein neurogerner Schock – auf der zu einer Veränderung im vaskulären System führt…

Mit anderen Worten, die Blutdruckregulation in Blutgefässsystem wird gestört.

Die massive Stimulation der Schmerzrezeptoren führt zu einem Ungleichgewicht in der Regulation der Herzfunktion und Gefässmuskelzellen.

Die glatten Gefässmuskeln reagieren nicht mehr, in Folge entsteht eine Blutgefässerweiterung, die nicht mehr behoben werden kann. Der Blutdruck fällt in Folge ab, ein relativer Volumenmangel entsteht.

Des Weiteren verursacht der Schrotschuss einen Volumenmangelschock durch Blutverlust (Flüssigkeit wandert in Gewebe und Körperhöhlen).

Der Volumenverlust des Plasmas ist hier für weitere Körperreaktionen verantwortlich. Nach einer Blutdruckamplitude fällt der Blutdruck stark ab, die Pulsfrequenz nimmt zu.

Vorlast und Schlagvolumen am Herz werden gemindert, die Blutzirkulation wird langsamer, Blutgerinnungskaskaden werden ebenso wie das Immunsystem aktiviert.

Die Zirkulation ist beeinträchtigt, der Gewebestoffwechsel ebenso. Stresshormone werden freigesetzt. Gefässwände werden durch freigesetzte Mediatoren geschädigt.

Eine unzureichende Durchblutung der inneren Organe entsteht. Der für die Organe lebensnotwendige Sauerstoff kommt nicht mehr in ausreichender Menge (Ungleichgewicht zwischen Angebot und Verbrauch) in den Organen an.

Es entsteht eine Organdysfunktion die in einem multiplen Organversagen resultiert und den Tod verursacht.

Wissenschaft vs. Erfahrung

Wie ich einleitend geschrieben habe, jeder Jäger hat seine Meinung (ist auch gut so und spannend).

Viele Jäger sagen: das Schrot findest Du schon unter der Decke aber auf der anderen Seite des Einschusses…

Die mag stimmen, das Tier lag. Aber es ist auch ein Indiz dafür das der Schuss relativ nahe am Tier erfolgt ist. Man sollte auch nie die schützende Wirkung der Winterdecke des Rehwild ausser acht lassen! Die dicke Decke kann eine Schrotgarbe auf grössere Distanz abmindern.

Wie gesagt, die tödliche Wirkung von Schrot ist wissenschaftlich erklärbar und belegt, aber es gibt immer noch eine Zweitmeinung…

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