Wildkrankheiten: afrikanische Schweinepest

Von allen Wildkrankheiten ist die afrikanische Schweinepest eine der infektiösesten. Sie hat das Potential die Volkswirtschaft eines Landes erheblich zu schädigen.

Die Afrikanische Schweinepest ist eine Viruserkrankung, die für Menschen nicht gefährlich ist. Angesteckte Schweine und Wildschweine sterben jedoch meist innert weniger Tage.

BVL
afrikanische Schweinepest
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© Fotoschlick/fotolia

Eckpunkte

AuslöserVirus
Verbreitung– grosse Teile Afrikas
– Sardinien
– Osteuropa
– Belgien (September 2018)
Inkubationszeit2 bis 14 Tage.
VerlaufDrei Formen des Krankheitsverlaufes sind bekannt:
– Perakut
– Akut
– Subakut/Chronisch
SymptomePerakut: hohes Fieber und Abgeschlagenheit und Apathie. Innerhalb von 48 Stunden stirbt das Tier. Letalität: 100%

Akut: extrem hohes Fieber (42 °C) über bis zu vier Tage. Nach ca. einer Woche kommt es zu Blaufärbungen der Haut (vorwiegend Nase und Extremitäten), Husten, Atemnot, blutigem Durchfall und Erbrechen. Tiere sterben plötzlich.
Letalität : 90%

Subakut: Beide Verlaufsformen weisen keine charakteristischen Merkmale auf; sie werden häufig mit anderen Schweinekrankheiten verwechselt.
Letalität: gering
ÜbertragungDurch direkten Tier/Tier Kontakt, Zeckenstiche, Verzehr durch Stechmücken die infiziertes Blut in sich tragen.
Als wichtiger Vektor gilt der Verzehr von verseuchten Fleischwaren die den Virus in sich tragen.
ProphylaxeKeine. Impfversuche blieben erfolglos da die Tiere keine Antikörper erzeugen.
BekämpfungWildtierbestände niedrig halten. Befallene Nutztierbestände müssen geschlachtet werden.

Kadaver sind der Kadaverentsorgung zuzuführen.
Seuche
JA
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ZoonoseNEIN
Anzeigepflichtig
JA
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Kurzer Überblick über die Fakten der Seuche.

Ursprung

Der Ursprung der afrikanische Schweinepest oder englisch ‘African Swine Fever‘ liegt, wie es der Name schon vermuten lässt, in Afrika. Zahlreiche Warzen- und Buschschweine sind mit diesem Virus infiziert, zeigen jedoch keine Symptome. Lederzecken sind in diesen Ländern der Hauptüberträger dieser Krankheit.

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Argas reflexus (5 mm)

Auslöser

Der Auslöser der Krankheit ist ein Virus der Familie Asfarviridae (abgeleitet von African Swine Fever And Related Viruses) zugeordnet. Dieses Virus ist in manchen Gegenden Afrikas endemisch.

Die Verbreitung in einer Wildschweinpopulation oder innerhalb eines Schweinemastbetriebes erfolgt nur langsam.

Resistenz als Überlebensstrategie

Das Virus ist in der Lage lange Zeit auch ausserhalb des Körpers eines Schweines zu überleben. Selbst in Lebensmitteln wie gesalzenem Schinken ist eine Lebensdauer von bis zu 399 Tagen zu erwarten.

Diese Eigenschaft ist ein wesentlicher Grund für die sprunghafte Verbreitung des Virus!

Das Virus ist äusserst Resistent!

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EFSA Scientific Report, 2009

Verbreitung

Zeitlicher Verlauf

25.5.2015 bis 21.1.2019

Die Animation zeigt die sprunghafte Ausbreitung der Seuche infolge von Einträgen in Hausschweinbestände und Schwarzwildpopulationen.

Beachtenswert sind folgende Punkte:

5.10.2009Das Virus breitet sich innert Tagen von Georgien nach St. Petersburg aus – Distanz: ca. 2600 km.
17.2.2014erste Fälle in Polen.
14.7.2014Die explosive Verbreitung in den Baltischen Staaten beginnt.
Insgesamt mussten 23’464 Schweine getötet werden.
17.9.2018Das Virus überwindet wiederum mehrere tausend Kilometer und wird in Belgien nachgewiesen.

Aktuell – 10. September 2020

Erster bestätigter Fall von afrikanische Schweinepest in Deutschland!

https://www.srf.ch/news/international/tierseuche-auf-dem-vormarsch-fall-von-afrikanischer-schweinepest-in-deutschland

Die Sprünge in der Verbreitung des Virus unterstützen eine These die schon lange im Raum steht:

Der Mensch und seine Warenströme sind mitunter zum grossen Teil mitverantwortlich für die Verbreitung des ASP Virus…

Der Mensch als Helfer der Verbreitung

Es sind nicht nur Warenströme – infizierte Mastschweine die zwischen den Ländern hin und her transportiert werden. Auch die Leute die diese Transporte durchführen sind potentielle ‘Mithelfer’ in der Übertragungskette.

Stellen wir uns folgendes Szenario vor:

Ein Viehtransport aus einer ASP-Freien Zone soll in eine andere ASP-Freie Zone erfolgen.

  • Der Transport wird aus Kostengründen durch ein Fuhrunternehmen aus Polen, Litauen oder ähnlich durchgeführt (Hier geht es nicht um irgendwelche Vorurteile gegen diese Länder, dies möchte ich festhalten, Prinzipiell kann das ein x-Beliebiges Land sein in der die Schweinegrippe kursiert).
  • Der Fahrer der diesen Transport ausführt kann davon ausgehen, dass er mehrere Tage unterwegs ist.
  • Damit er möglichst wenig Auslagen für seine Verpflegung hat, wird er in seiner Heimat die nötigen Lebensmittel beschaffen und diese mit auf die Tour nehmen.
  • Auf seiner Tour wird er seine Sandwichs die mit Schinken belegt sind essen und die Überreste auf den Autobahnparkplätzen entsorgen.

Für ein Wildschwein ist dies eine willkommene Gelegenheit an Futter zu kommen.

Und schon ist eine Ansteckung hunderte Kilometer von der letzten Bekannten Ausbruchsstelle entstanden!

Aus diesem Grund sind solche Hinweisschilder auch in der Schweiz nun anzutreffen:

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Speisereste gehören nicht in die Umwelt.

Symptome

Perakut

Der perakute Verlauf ist was die Letalität betrifft die tödlichste Ausprägung der Krankheit. Es treten hohes Fieber und Apathie auf.
Zum Teil kommt es zur sog. ‘Cyanose, einer Blauverfärbung der Haut besonders im Bereich der Ohren (dies ist beim Wildschwein aufgrund seiner starken Behaarung nicht ersichtlich).
Das Tier stirbt innerhalb von 48 Stunden.

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Cyanose infolge der afrikanischen Schweinepest.

Akut

Der akute Verlauf ist gekennzeichnet durch anhaltend hohes Fieber und plötzliche Todesfälle. Die Mortalitätsrate kann 100% erreichen. Die Tiere können punkt- oder flächenförmige Blutungen in der Haut (v.a. an Extremitäten und Ohren), Nieren, Kehlkopf, Herz und in Lymphknoten aufweisen.
Die Milz ist oft stark geschwollen und dunkelrot verfärbt und zeigt eine brüchige Konsistenz.
Die Lymphknoten im Bereich der Leber können massiv vergrössert sein und eine dunkelrote Farbe aufweisen.

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Typische, nadelgrosse Blutungen auf der Schweineniere.

Subakut/Chronisch

Beim chronischen Verlauf ist das klinische Bild von unspezifischen Symptomen geprägt und durch bakterielle Sekundärinfektionen beeinflusst.
Der Tierhalter beobachtet Fieber, Aborte, Durchfall, Hautrötungen die sich zu Nekrosen entwickeln können, Fressunlust, schlechte Mastleistung, Husten usw.

Beim Wildschwein zu beachten

Wildschweine die hoch fiebrig sind, suchen sich meist Ruheplätze in der Nähe von Wasser.

Übertragung

Nicht wie in Ursprungsland Afrika durch Lederzecken, wird bei uns die Krankheit durch Verfütterung von virushaltigen Speiseabfällen – gewollt oder wie oben beschrieben ungewollt – sowie durch den direkten Kontakt der Tiere untereinander übertragen.

Ein grosses Ansteckungspotential haben auch unbelebte Vektoren wie: verschmutzte Transportfahrzeuge, Kleidung etc.

Nicht ausser acht lassen sollte man den Umstand, dass Wildschweine Allesfresser sind. Es kommt durchaus vor, dass ein Wildschwein einen verendeten Artgenossen frisst. Dies findet zwar meist nicht in der Rotte statt aber einen fremde Sau frisst was sie findet – hier ist in Sachen Seuchenbekämpfung ein grosses Problem zu lösen: Kadaver finden und entsorgen…

Prophylaxe

Prophylaxe?

So leid es einem tut, eine wirkliche Vorbeugung durch zB. Impfung gibt es bis heute nicht!

Es fanden Versuche mit Impfstoffen statt, aber die Resultate waren wenig erfreulich. Die geimpften Tiere produzierten praktisch keine Antikörper gegen den Virus…

Bekämpfung

Die Bekämpfung eines Virenausbruches kann nur mit einem Wort beschrieben werden: Radikal.

Mastbetriebe mit einer Ansteckung können nur durch das Keulen des gesamten Bestandes und anschliessende Desinfektion des Betriebes damit rechnen den Virenbefall zu bewältigen. Hier ist auch die Tragweite zu erkennen, welchen Schaden diese Krankheit der Volkswirtschaft zufügen kann…

Wildtierbestände müssen daran gehindert werden sich aus ihren Revieren fort zu bewegen (keine Jagd), die verendeten Tiere müssen gefunden und beseitigt werden.

Zu beachten

Es stellt sich nicht die Frage ‘Kommt das Virus in die Schweiz’.

die Frage ist wann…

In einem weiteren Artikel werde ich die Massnahmen erläutern, die in der Schweiz und insbesondere im Kanton Baselland geplant sind um einen solchen Zustand zu kontrollieren und schlussendlich zu bewältigen.

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